Vortragsveranstaltung
am KBBZ Neunkirchen  

16.02.2006


 

Referenten und Ablauf 


B
egrüßung
Herr Denis Edinger, Stellv. Schulleiter
Herr Bertram Thiel, KBBZ Neunkirchen 

Zur Bedeutung mündlicher Kommunikations­formen an wirtschaftsberuflichen Schulen
Herr Matthias Simmer, 1. Vorsitzender des VLWS

Eigene Umsetzungen der Weiterbildungs­konzeption „Lernstandards für mündliche Kommunikation“ im Unterricht
Frau Anna-Elisabeth Biskup, KBBZ Neunkirchen

Der ganzheitliche Trainingsansatz der Sprechwissenschaft und Sprecherziehung
Frau Dr. Marita Pabst-Weinschenk, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS e.V.)

Übergabe der DGSS-Zertifikate durch die Referentin

Möglichkeit für Fragen an die Referentin / Diskussion

* * *

Wie kann man Schülerinnen und Schüler stärker für den Unterricht motivieren? Wie lernen Schüler(innen) souveräner zu arbeiten? Wie aktiviert und stärkt man sogenannte Team- und Sozialkompetenzen?

Antworten auf solche Fragen zu geben, war Ziel der Vortragsveranstaltung am 16.02.2006 im KBBZ Neunkirchen, in der Matthias Simmer, Anna-Elisabeth Biskup und Dr. Marita Pabst-Weinschenk als Referenten auftraten (vgl. hierzu Presseartikel der SZ vom 18.02.06 auf unserer Homepage).

Anlass dieser Veranstaltung war eine viertägige kollegiale Weiterbildung zum Thema „Lernstandards für mündliche Kommunikation im Unterricht“, welche im letzten Jahr von fast der Hälfte des Kollegiums absolviert wurde.

Denis Edinger, Stellv. Schulleiter des KBBZ Neunkirchen, begrüßte die Referentinnen und Referenten, das anwesende  Kollegium, Gäste des Landesseminares für Lehrerausbildung im kaufmännischen Bereich, Frau Rosenkranz und Herrn Freudenreich, sowie den Vertreter der Saarbrücker Zeitung, Herrn Willems. 


Zugleich würdigte er die hohe Weiterbildungsbereitschaft des Kollegiums, welche trotz des zurzeit anstehenden arbeitsintensiven Schulqualitätsmanagementprozesses ihre persönliche und fachliche Weiterbildung in den Vordergrund stellten. Dieses Engagement käme damit in besonderer Weise den Schülerinnen und Schülern des KBBZ Neunkirchen zugute. Auch sei er erfreut darüber, dass das KBBZ Neunkirchen die erste Schule bundesweit sei, an der die Weiterbildungszertifikate der DGSS an eine Vielzahl von Kolleg/innen überreicht würden. 

 

Matthias Simmer betonte die Bedeutung der mündlichen Kommunikation an wirtschaftsberuflichen Schulen, insbesondere im kaufmännischen Bereich. Gerade hier müssten Unterrichtsgegenstände in hohem Maße verbal und im Dialog veranschaulicht werden. Der eigentliche Gegenstand des Lernens sei – im Gegensatz zu vielen technischen Berufen – meist nicht sichtbar und brauche daher eine konzentrierte kommunikative Vermittlung, damit Lernerfolge nachhaltig würden. Auch sei es ein wesentliches Merkmal der von Bertram Thiel entwickelten Fortbildung, dass die sonst passiven Schüler in eine aktive Rolle gebracht werden. Die absolvierte Weiterbildung im kommunikativen Bereich stärke die wesentlichen kommunikativen und arbeitsmethodischen Schlüsselkompetenzen der Schülerinnen und Schüler und ermögliche es, auch nachhaltige Lernprozesse in Gang zu setzen und zu halten.

 

 
Anna-Elisabeth Biskup
unterrichtet am KBBZ Neunkirchen die Fächer Deutsch und Französisch: „Diese Weiterbildung hat einen Punkt getroffen, der mich schon lange bewegt hat: die Schüler stärker zu aktivieren und dafür zu sorgen, dass sie  souveräner arbeiten.

Es ist für mich verblüffend, was sich neuerdings im Unterricht abspielt (z. B. in drei Fachoberschulklassen). Ich mute den Schülerinnen und Schülern wesentlich mehr zu und diese arbeiten obendrein bereitwillig und motiviert mit - und zeigen damit ihr wirkliches Können! “

Durch diese kompakte Weiterbildung habe sich die Arbeitsatmosphäre und Leistungsbereitschaft der Klassen deutlich verbessert. Zunehmend könnten jetzt kompetente und kreative Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler bewundert werden. Diese wiederum würden den Vorträgen ihrer Klassenkamerad/innen mit anhaltendem Interesse folgen. Es würden daher auch viele echte Fragen gestellt. Die Gesprächsfähigkeit der Schüler – übrigens ein zentrales Lernziel, welches die Kultusministerkonferenz allen Schulen inzwischen mit auf den Weg gegeben hat - stehe im Mittelpunkt des Unterrichts. Diese zentrale kommunikative Kompetenz sei Dreh- und Angelpunkt vieler Aktivitäten.

 

  
Dr. Marita Pabst-Weinschenk wies auf die sprechwissenschaftliche Fundierung der Weiterbildungskonzeption von Bertram Thiel hin, welche auch die kommunikationspädagogischen Anforderungen der DGSS mit einbeziehe. Lehrerinnen und Lehrer müssten in der Lage sein, kommunikative Prozesse zusammen mit den Schülern aktiv zu gestalten. Ziel sei die „Beteiligung der Beteiligten“.

 Wer mehr über den ganzheitlichen Ansatz der Sprechwissenschaft / Sprecherziehung und ihre Übungsmethoden erfahren möchte, kann über die Internetseite

www.unterrichtskommunikation.de
(Bereich „Links“)

einen umfangreichen PDF-Download ihres Vortrages erhalten.

(vgl. hierzu auch die Bericht-
erstattung der Saarbrücker
Zeitung vom 18./19.02.2006)

 

Überreichung der DGSS-Teilnahmezertifikate
am KBBZ Neunkirchen

(v. l.: Jürgen Hänsgen, Marita Pabst-Weinschenk,
Bertram Thiel – Seminarleitung und Konzeption)

 

 

Wie denken Schülerinnen und Schüler über diese Unterrichtsmethode?

Nachfolgend einige Äußerungen von Fachoberschüler/innen:

„Diese ungewohnte, aber recht Erfolg bringende Unterrichtsform hat für mich den Vorteil, Vieles besser zu verstehen und mich besser in das jeweilige Thema integrieren und mitdenken zu können.

Diskussionen sind bei dieser Unterrichtsform sehr wichtig, denn man hört auch andere Meinungen, die zwar subjektiv, aber öfters auch einleuchtend sind.

Im Besonderen habe ich gelernt, dass man auch ohne viel von der Tafel abzuschreiben gute bis sehr gute Unterrichtsergebnisse erzielen kann. Man wird meiner Meinung nach viel mehr gefordert. Denn die Umstellung von Schreiben auf Zuhören ist quasi nicht mehr vorhanden, so kann man sich besser den Rednern widmen.

Meine Selbständigkeit hat sich in der Weise erhöht, etwas aus eigener Kraft herzuleiten und mich weiterzuentwickeln. Meiner Meinung nach lernt man solche Kräfte nur durch diese Unterrichtsform kennen. 

Meine Kreativität ist verbal durch diese Diskussionen sehr gestiegen und die visuelle Kreativität durch Mind-Maps ist auch besser geworden. Diese Unterrichtsform verbindet meiner Meinung nach Spaß mit einem guten bis sehr gutem Lerneffekt.

Diese Art von Unterricht kann ich sehr empfehlen, denn so wird auch der Zusammenhalt in der Klasse gestärkt, man lernt seine Mitschüler zu akzeptieren und Meinungen zu tolerieren.

Bei dieser Unterrichtsform sind meine Teamfähigkeit (Präsentationen), Sozialkompetenz und mein Selbstbewusstsein sehr gestärkt worden.“

 

Weitere Schüleräußerungen in Kurzdarstellung (Klasse 12): 

  • stärkerer Bezug der Schüler zum Unterricht
  • aufgelockerter Unterricht
  • abwechslungsreich
  • man lernt mit anderen im Team zu arbeiten
  • Anregung zu selbständigem Denken.
  • Diskussionen dieser Art fördern die Bildung der eigenen Meinung
  • eigene Kreativität wird angeregt
  • positiv für die Entwicklung der Persönlichkeit
  • man wird nicht unter Druck gesetzt.
  • solche Diskussionen fördern die Teamfähigkeit
  • diese Unterrichtsform macht zudem auch mehr Spaß ...

 

„Durch ausführliche Diskussionen lernt man genauer zuzuhören und effektiver zu argumentieren.

Man könnte diese Form des Unterrichts auch auf andere Fächer übertragen, um den Schülern den Stoff verständlicher zu machen und näher zu bringen.“

 

 

Welches sind die Kernpunkte dieser Unterrichtsform?

 

Zentrales Lernziel ist die Ausbildung der Gesprächskompetenz einer Schulklasse. Die Schüler orientieren sich hierbei an und lernen von der Kommunikationskompetenz des/der Unterrichtenden.

Die oft passive Schülerrolle wird nach und nach in eine aktive transformiert, so dass konzentrierte und innovative Lernprozesse zustande kommen, welche die Lernenden – je nach Reifegrad und Unterrichtsfach – zum großen Teil selbst steuern.

Der Lehrer wird zunehmend Initiator, Begleiter und Berater dieser Lernprozesse.

Dabei hat auch das traditionelle Unterrichten einen festen Platz – nur mit dem bedeutenden Unterschied, dass die Schüler dieser Unterrichtsform nun interessierter und konzentrierter folgen (können). Beide Lernmethoden widersprechen sich nicht, sie ergänzen sich zu einem ganzheitlichen und nachhaltigen Gesamtlernprozess. Man spricht hier auch von einem konstruktivistischen Lernprozess, welcher individuelles und gruppenbezogenes Lernen integriert.